How to be stronger together
Fremdsein - aber gemeinsam
Ein Auslandssemester ist ein Abenteuer. Es bedeutet, die eigene Komfortzone zu verlassen, neue Orte zu entdecken, sich auf eine fremde Kultur einzulassen und oft auch eine neue Sprache zu lernen.
Doch eine der intensivsten Erfahrungen, die man dabei macht, ist das Gefühl des Fremdseins.
Wer sich plötzlich in einer unbekannten Umgebung wiederfindet, fühlt sich oft unsicher und isoliert. Doch manchmal kann gerade dieses Fremdsein eine Brücke schlagen – vor allem, wenn man es teilt.
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Ankunft
Mein Auslandssemester führte mich an die Tomas-Bata-Universität in Zlín. Dort studierte ich an der Fakultät für Management und Wirtschaft.
Die Unterrichtssprache war Englisch, speziell für internationale Studierende, was den Einstieg erleichterte.
Das Studium war relativ leicht zu bewältigen, sobald man sich an den Rhythmus aus besuchspflichtigen Vorlesungen und dem interaktiven Unterrichtsstil gewöhnt hatte.
Zu den Modulen gehörten Cross Cultural Management, Marketing und Consumer Behavior – spannende Fächer, die den Austausch der Kulturen noch verstärkten.
Die ersten Tage in Zlín waren dennoch herausfordernd. Alles war neu: die Stadt, die Menschen, die Kultur. Ich fühlte mich allein. Doch dann änderte sich alles – dank der Vorlesungen.
Dort lernte ich andere Austauschstudierende kennen, unter anderem aus Kasachstan, der Türkei und Brasilien.
Anfangs waren unsere Gruppenarbeiten von schüchterner Zurückhaltung geprägt, doch je mehr wir miteinander sprachen, desto offener und fröhlicher wurden wir.
Aus Fremden wurden Verbündete.
Eating together and growing together
Wir mussten uns gemeinsam durch die Herausforderungen des Studiums kämpfen.
Einige Vorlesungen waren verwirrend, da die Professoren oft nicht wussten, welches Vorwissen sie bei uns voraussetzen konnten.
So wurden uns entweder zu schwere oder zu leichte Aufgaben gestellt.
In einem Marketingkurs sollten wir beispielsweise eine Marke entwerfen und bewerben – für viele von uns völliges Neuland.
Doch gerade solche Situationen führten zu humorvollen Gesprächen mit den Dozenten und schweißten uns als Gruppe zusammen.
Neben dem Studium war unser Alltag geprägt von interkulturellem Austausch.
In den kleinen Wohnheimküchen kochten wir gemeinsam und aßen in den engen Vorräumen unserer Zimmer.
Es gab Köfte und Baklava aus der Türkei, Beschbarmaq und Hammelfleisch aus Kasachstan und typisch deutsche Gerichte wie Bratwürste mit Sauerkraut.
Besonders spannend waren die Fleischsorten wie Hammel oder Schaf, die wir in Deutschland selten probieren.
Diese Abende waren mehr als nur Mahlzeiten – sie waren Gelegenheiten, unsere Kulturen zu teilen und uns gegenseitig besser kennenzulernen.
Reflections
Auch außerhalb der Küche entstanden Verbindungen. Das unsichtbare Band zwischen uns wurde durch gemeinsame Vorträge vor den tschechischen Dozenten gestärkt, aber auch durch Events, die vom lokalen Erasmus-Team organisiert wurden.
Ein Highlight war eine Schnitzeljagd durch die Stadt Zlín, bei der wir gemeinsam Rätsel lösten und die Stadt erkundeten.
Auch das Spazierengehen mit Hunden aus einem Heim und gemeinsames Lasertag boten Möglichkeiten, zusammen Spaß zu haben und Freundschaften zu vertiefen.
Heute blicke ich mit Dankbarkeit auf diese Zeit zurück. Das Gefühl, gemeinsam fremd zu sein, hat mir gezeigt, wie verbindend gemeinsame Herausforderungen sein können.
Es hat mich gelehrt, Menschen ohne Vorurteile zu begegnen und zu verstehen, dass jeder sich einmal fremd fühlt – sei es in einem neuen Land oder in einer neuen Situation.
Für Studierende, die ein Auslandssemester in Tschechien planen, kann ich Zlín nur empfehlen.
Die Stadt bietet dank des motivierten Erasmus-Teams eine lebendige Gemeinschaft und viele Gelegenheiten, andere Studierende aus aller Welt kennenzulernen.
Das Studium ist gut machbar, und es bleibt genug Zeit für eigene Aktivitäten.
Mein Fazit: Ein Semester in Zlín ist nicht nur eine akademische Bereicherung, sondern auch eine Gelegenheit, das Fremdsein als etwas Verbindendes zu erleben.
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