Straße im Gaza

Zwischen Krieg und Frieden

Niklas NitschErlebnis, 2025 Leave a Comment

Zwischen Krieg und Frieden

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17. Januar 2025
Wenn man an Jordanien denkt, kommen Bilder von Wüstendünen, antiken Ruinen und orientalischem Zauber in den Sinn. Doch die Realität, die ich während meines Aufenthalts dort erlebt habe, war vielschichtiger – ein Land, das im Frieden lebt, während sich keine 100 Kilometer entfernt Konflikte abspielen, die die Welt erschüttern.
Gaza
Amman

Als ich mich entschied, mein Praktikum in Jordanien zu absolvieren, wusste ich, dass das Land geographisch im Zentrum einer der konfliktreichsten Regionen der Welt liegt. Doch was ich vor Ort erlebte, war das genaue Gegenteil von dem, was ich durch Nachrichtenbilder und Schlagzeilen erwartet hatte.

Jordanien ist ein Land, das von einer beeindruckenden Widerstandskraft  geprägt ist  einer Fähigkeit, inmitten von Unsicherheiten Hoffnung zu bewahren und Gastfreundschaft zu leben. Es war nicht die geopolitische Lage, die meinen Aufenthalt prägte, sondern die Menschen.

Besonders beeindruckt hat mich, wie tief die Menschen in Jordanien die Kunst des Miteinanders verinnerlicht haben. Unabhängig von Religion, Herkunft oder sozialen Unterschieden schien es, als ob jeder in schwierigen Zeiten zusammenhält. Jeden Morgen, wenn ich an meinem Warteplatz vor einem Laden ankam, habe ich mit meiner Uhr gespielt, das gebrochene Licht an eine schattige Wand geworfen. Da der Laden zu dieser Uhrzeit geöffnet wurde, waren immer Mitarbeiter vor Ort. Eines Morgens beobachtete einer mich und machte es mir nach. Von da an hatten wir unser kleines Ritual: Wir warfen gemeinsam das Licht an die Wand, gaben uns danach einen Fist Bump und lächelten uns zu. Er konnte kein Englisch, ich kein Arabisch, und doch war dieses stumme Ritual ein Moment der Verbindung und des gegenseitigen Verständnisses.

Solche Begegnungen und Gesten haben mir gezeigt, wie stark der Gemeinschaftssinn in Jordanien verwurzelt ist. Es sind nicht nur die großen Momente der Gastfreundschaft, sondern auch die kleinen, die das Land und seine Menschen unvergesslich machen.

Mein Aufenthalt in Jordanien hat mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich stark geprägt. Ich habe gelernt, die Welt durch die Augen anderer zu sehen und Begegnungen als Chance für gegenseitiges Verständnis zu nutzen. Jordanien hat mich gelehrt, dass Menschlichkeit keine Sprache braucht, sondern in Taten lebt.

Studierenden, die ähnliche Erfahrungen machen möchten, würde ich mit auf den Weg geben:

Seid neugierig, respektvoll und offen für alles, was kommt. Nutzt die Zeit, um euch auf eine neue Kultur einzulassen, und nehmt nicht nur akademisches Wissen mit, sondern auch die Erkenntnis, dass gegenseitige Wertschätzung und Verständnis der Schlüssel zu einer echten Verbindung sind. Jordanien ist mehr als ein Ort, es ist eine Lektion in Menschlichkeit – eine Lektion, die ich für immer in meinem Herzen tragen werde.

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