Der Weg zum neuen Leben
Der erste Moment am Flughafen
Der Flughafen sieht aus wie jeder Flughafen in der Welt, viele Menschen mit verschiedenen Nationalitäten, alle laufen zum Ausgang, danach geht jeder in seine Richtung.
Ich bin durch die Straßen gelaufen, ganz allein mit traurigen und fröhlichen Gedanken. Traurige Gedanken, weil ich alleine war, weit weg von der Familie und den Freunden und fröhliche Gedanken, weil ich mich neuen Herausforderungen in einem fremden Land stellen kann.
Das Wetter
Das Wetter war sehr kalt, vielleicht das kälteste Wetter, das ich bisher erlebt habe. Aber ich war immer noch unterwegs, um mehr zu entdecken. Bis ich einen Markt erreichte. Der Markt war malerisch und voller Lichter. Ich sah die Menschen ruhig und lachend. Ich fühlte die Liebe des Ortes. Sie tranken etwas, das wahrscheinlich heiß ist, versammelten sich, redeten und lachten zusammen. Ich wollte das Getränk probieren. Es schmeckte fremd, aber sehr gut. Ich wusste nicht, wie es heißt. Der Ort fühlte sich warm an, trotz der extremen Kälte.
Später habe ich erfahren, dass der Ort Weihnachtsmarkt heißt und ich einen Glühwein getrunken habe.
Fremdheitserfahrung und Stereotype
Im Jahr 2018 gab es Auseinandersetzungen am Rande des Chemnitzer Stadtfestes, das führte zu einer großen Demonstration in Chemnitz. Die meisten Demonstranten waren Rechtsradikale. Sie haben sich aus ganz Deutschland in Chemnitz versammelt. Die Medien berichteten darüber und warnten die Bewohner und Immigranten in Chemnitz, nicht aus dem Haus zu gehen. Ich als Ausländer in Deutschland, der in Chemnitz lebt, hatte ein bisschen Angst. Die Demo war am 1. September, und ich habe mich entschieden, dorthin zu gehen und meine Erfahrungen damit zu machen. Ich bin allein gegangen. Die Straßen waren leer und überall stand Polizei.
Ich bin mit einer Straßenbahn gefahren, die voller rechtsradikaler Demonstranten war. Fast alle hatten Bier in der Hand und waren schwarz gekleidet. Ich war gefühlt der einzige Ausländer in der Straßenbahn. Trotzdem lief alles normal, niemand hat zu mir etwas schlechtes gesagt. Als ich im Zentrum war, konnte ich die Schreie der Demonstranten hören. Je näher ich kam, desto lauter wurden die Stimmen. Ich konnte sehen, wie die Polizei eine Begrenzung um die Demonstranten gebildet haben. Zuerst habe ich die Demonstration von Weitem beobachtet und erwartet, dass die Polizei eskaliert und auf die Demonstranten schießt. Ich habe auch erwartet, dass die Demonstranten die Polizei angreifen und etwas Schlimmes passiert. Aber nichts ist passiert und alle waren friedlich. Das war unerwartet für mich. In meinem Heimatland laufen Demonstrationen anders ab und die Polizei würde sofort schießen.
Ich habe mich sicher gefühlt und mich getraut näher hinzugehen. Bis neben die Polizisten. Die Demonstranten waren laut, aber nicht gefährlich. Die Polizei beobachtete vorsichtig, so dass ich mich noch näher in die Demonstration rein getraut habe. Ich wollte mit den Menschen zusammen stehen. Ich habe keinen anderen Ausländer zwischen den Menschen gesehen und mir war bewusst, dass ich angegriffen oder verletzt werden könnte. Ich war mitten im Geschehen, und je weiter ich in die Mitte kam, umso lauter und aggressiver wirkten die Menschen. Aber nicht gegen mich. Es hat mich keiner beleidigt oder angegriffen, das hat mich überrascht. Obwohl ich anfangs Angst hatte, habe ich mich langsam an die Demonstration rangetraut und mich bis in die Mitte vorgekämpft. Nach kurzer Zeit kam ein Polizist auf mich zu und wollte, dass ich den Ort verlasse. Er war besorgt um meine Sicherheit.
Meine Vorstellung vom Stereotyp Polizei war falsch. Ich bin davon ausgegangen, dass ich Angst haben muss, wie bei mir zuhause. Aber alle Polizisten waren freundlich und wollten mich beschützen. Auch bei den Demonstranten bin ich von Aggressivität meiner Person gegenüber ausgegangen. Aber alle haben friedlich, nur sehr laut, ihre Meinung geäußert.
Das Fazit meiner Reise
Die Entfremdung hat mich viel älter gemacht, als ich bin. Ich bin alt geworden, während ich in der Blüte meiner Jugend stehe.
Ich habe viel Erfahrung damit gemacht, mich seltsam zu fühlen, und jetzt weiß ich, dass Entfremdung nur vorübergehend ist. Wenn man sich längere Zeit mit einem neuen Thema oder einer neuen Situation beschäftigt, wird man sich weniger unsicher und fremd fühlen. Nach dieser Reise fühle ich mich auch für zukünftige Erfahrungen besser vorbereitet. Ich trage heute die Werte beider Kulturen - arabisch und deutsch - in mir und bin sehr zufrieden damit.
Das wird mir den Geist öffnen für das, was ich mein ganzes Leben lang vernachlässigt habe. Es wird mich dazu bringen, mich selbst besser kennenzulernen. Ich habe Dinge bereut, die ich in der Vergangenheit getan habe, und ich habe Dinge bereut, die ich mit meiner Familie und meinen alten Freunden getan habe.
Die Ernte dieser Erfahrung ist, dass sie eine neue Person in mir geschaffen hat und mir Fähigkeiten gegeben hat, die ich in der Vergangenheit nicht hatte. Ich hätte sie nicht, wenn ich dort geblieben wäre. Ich liebe jetzt, was ich in der Vergangenheit gehasst habe. Und was ich in der Vergangenheit geliebt habe, hasse ich heute.