2024, Arbeitswelt, Begegnungen, Erlebnis, Länder & Sitten

Hinter dem Schleier

Marvin RosenthalLänder & Sitten, 2024, Arbeitswelt, Begegnungen, Erlebnis

Hinter dem Schleier

Das unentdeckte Rätsel der Moderne
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15. Januar 2024

Reisen im Spannungsfeld

In einem faszinierenden Zusammenspiel von Luxus und Tradition führte mich eine Reise mit meiner Familie, die ursprünglich in den blendenden Skylines von Dubai begann, zu einem Ort voller Kontraste und Geheimnisse – Saudi-Arabien. Das ursprüngliche Vorhaben, für drei Tage die Arbeitsstätte meines Vaters, der zu der Zeit als Ausbilder im Rahmen einer deutsch-saudischen Polizeikooperation tätig war, zu erkunden, öffnete mir die Tore zu einem faszinierenden Kapitel des Nahen Ostens.

 

Inmitten der modernen Architektur und den geschichtsträchtigen Stätten Saudi-Arabiens eröffnete sich mir eine faszinierende Welt, die von einem spannenden Mix aus Wohlstand und Widersprüchen geprägt ist. In den kommenden Abschnitten tauche ich ein, nicht nur in die beeindruckenden Facetten, die meinen Aufenthalt geformt haben, sondern ich werde auch aufrichtig über die Herausforderungen sprechen, die mir in diesem kulturellen Abenteuer begegneten. Bist du bereit, mit mir durch die pulsierenden Straßen von Saudi-Arabien zu wandeln?

ANkunft im unbekannten

Das vibrierende Summen der Flugzeugtriebwerke verblasste, als wir in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, landeten. Ein Hitzeschwall begrüßte uns, als wir die Gangway hinuntergingen. Inmitten der bleichen Sonnenstrahlen erwarteten uns die Kollegen meines Vaters, die uns herzlich willkommen hießen.

Die eigentliche Reise begann jedoch, als wir die Autobahn entlangfuhren. Die Fenster des Wagens waren wie ein Rahmen für eine surreale Szenerie, als wir an riesigen Luftabwehrgeschützen vorbeizogen. Hier wurde uns unmissverständlich klar, dass die geopolitische Lage einen tiefgreifenden Einfluss auf den Alltag ausübte. Geschosse aus dem Jemen hatten ihre Spuren hinterlassen, und diese mächtigen Geschütze entlang der Autobahn waren nicht nur dekorative Elemente.

Die Fahrt in die Stadt gewährte mir einen Blick auf ein faszinierendes Zusammenspiel von Natur und Urbanität. Trotz der Wüstenumgebung war überraschend viel Grün zu sehen. Palmen säumten die Straßen, und selbst in den urbanen Oasen gab es Parks, die eine willkommene Abwechslung zur Wüstenlandschaft boten.

Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegten, offenbarte sich mir eine Welt, die von Kontrasten geprägt war. Die hoch aufragenden Wolkenkratzer der Innenstadt standen im Kontrast zu den traditionellen Souks und den historischen Bauten, die im Schatten der Moderne verborgen lagen.

Die Atmosphäre war elektrisch, als wir uns dem Hotel näherten, ein temporäres Zuhause in einem Land voller Rätsel. Frisch gemacht und voller Vorfreude verließen wir das Hotel, um den Abend mit den Kollegen meines Vaters zu verbringen.

Ein angenehmes Kribbeln begleitete mich, und meine Vorfreude überstrahlte jeden Hauch von Unsicherheit. Die Schönheit der Anreise und die faszinierenden Eindrücke auf der Autobahn hatten mich abgelenkt, und ich spürte eine aufkommende Neugier auf das, was noch kommen sollte.

An jenem Abend erforschten wir nicht nur die kulinarischen Genüsse der Stadt, sondern auch eine kulturelle Eigenheit, die mir neu war. In Saudi-Arabien sind Restaurants oft in abgetrennte oder verschließbare Bereiche unterteilt, eine Praxis, die auf religiösen Gründen basiert. Diese Facette der Alltagskultur war für mich überraschend, ein weiterer Mosaikstein in meinem stetig wachsenden Bild dieses faszinierenden Landes.

Saudi-Arabien, das Land der Gegensätze, hatte mich in seinen Bann gezogen. Die Anfänge meiner Reise waren von Staunen und Erstaunen geprägt – ein erster Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

TAG 2 der reise in eine neue welt

Am zweiten Tag erkundeten wir eine uralte Burg, umgeben von üppigem Grün und unzähligen Palmen. Bei sengender Hitze von knapp 43 Grad war die Wasserflasche unser treuer Begleiter. Die Burganlagen strahlten eine faszinierende Geschichte aus, während Palmen im leichten Wind wiegten.

Die Ruhe an diesem Ort war beinahe surreal, und wir waren unter den wenigen Touristen, die diese historische Perle entdeckten. Vor unserer Reise hatten wir Visa in Berlin beantragen müssen, denn zu dieser Zeit war Saudi-Arabien noch nicht vollständig auf den Tourismus ausgerichtet. Es war jedoch spürbar, dass die Zeiten des Wandels bereits begonnen hatten. Das Land öffnete sich für die Welt, um sein kulturelles Erbe mit anderen Nationen zu teilen.

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    Der abend im Kingdom Centre

    Der Abend brach an, und wir begaben uns zum Kingdom Centre, einem architektonischen Meisterwerk, das die Skyline von Riyadh krönte. Oben auf dem Gebäude eröffnete sich eine atemberaubende Aussichtsplattform, die uns die ganze Stadt zu Füßen legte. Riyadh glitzerte bei Nacht wie ein funkelndes Juwel, und der Anblick war noch beeindruckender als am Tag.

    Unten im Kingdom Centre erwartete uns ein Einkaufsparadies mit Luxusgeschäften, eine Oase für Shopping-Enthusiasten. Der Glanz der Marken spiegelte sich in den Marmorfluren wider, während wir zwischen den Schaufenstern flanierten.

    Nach diesem visuellen Rausch fanden wir uns in einem saudischen Restaurant wieder. Hier tauchte ich zum ersten Mal in die Essenkultur ein. Als jemand, der normalerweise wählerisch ist, war ich angenehm überrascht. Die Aromen explodierten förmlich auf meiner Zunge, und ich erkannte, dass die saudische Küche nicht nur köstlich, sondern auch reichhaltig und vielfältig war. Das gemeinsame Abendessen wurde zu einem kulinarischen Abenteuer, das meine anfänglichen Erwartungen weit übertraf. Es war der perfekte Abschluss für einen Tag voller Entdeckungen.

    Die Ruhe an diesem Ort war beinahe surreal, und wir waren unter den wenigen Touristen, die diese historische Perle entdeckten. Vor unserer Reise hatten wir Visa in Berlin beantragen müssen, denn zu dieser Zeit war Saudi-Arabien noch nicht vollständig auf den Tourismus ausgerichtet. Es war jedoch spürbar, dass die Zeiten des Wandels bereits begonnen hatten. Das Land öffnete sich für die Welt, um sein kulturelles Erbe mit anderen Nationen zu teilen.

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      Bei Einbruch der Nacht wird der Kingdom Tower zu einer leuchtenden Landmarke. Von warmen Goldtönen bis zu kühlen Blau- und Grüntönen – die Beleuchtung des Kingdom Towers verwandelt ihn in ein strahlendes Symbol der modernen Eleganz. Der Kingdom Tower kann durch geschickte Beleuchtung in unterschiedliche Stimmungen versetzt werden. Ein Spiel aus Licht und Schatten, das die Vielseitigkeit und die zeitlose Ästhetik dieses architektonischen Meisterwerks unterstreicht.

      Tag 3: Riyadh's letzter Akt

      Adrenalin in der Wüste und Begegnungen am Rande

      Der letzte Tag brach früh an, als wir uns auf den Weg in die endlose Weite der Wüste machten. Eine aufregende Quad-Tour durch die majestätischen Dünen stand bevor, und meine Begeisterung kannte keine Grenzen. 

      Was mich besonders faszinierte, war die Tatsache, dass selbst 100 Kilometer außerhalb der Stadt, mitten in der Wüste, mein Handy einen besseren Empfang hatte als in Deutschland. Die Technologie schien die Grenzen der Wüste zu überwinden, und ich konnte mich nicht davon abhalten, diesen technologischen Kontrast zu bewundern.

      In der Ferne am Stadtrand zeigten sich ungewohnte Anblicke: Massenunterbringungen für die arbeitenden Völker aus dem Ausland. Diese temporären Siedlungen waren ein Zeichen der fortschreitenden Entwicklung, die die Stadt erlebte. Die Kontraste zwischen der modernen Technologie und den traditionellen Lebensformen am Rande der Wüste machten diesen Ausflug zu einem Spiegelbild der Vielschichtigkeit von Riyadh.

      Dieser morgendliche Ausflug ließ mich nicht nur die atemberaubende Schönheit der Wüste erleben, sondern gewährte mir auch einen Einblick in die sozialen und wirtschaftlichen Facetten, die das moderne Riyadh prägen. Ein eindrucksvoller Start in unseren letzten Tag.

      Ein Letzter Blick auf Riyadh

      Nach dem aufregenden Ausflug in die Wüste führte uns der Weg erneut in die Herzen der Altstadt von Riyadh. Hier, in den engen Gassen und zwischen den historischen Mauern, atmete die Stadt ihre jahrhundertealte Geschichte.

      Inmitten des bunten Treibens fand ich Raum für weitere Eindrücke. Die alten Gemäuer erzählten Geschichten vergangener Zeiten, während das moderne Leben pulsierend um sie herum weiterging. Der Kontrast zwischen Alt und Neu, Tradition und Moderne, war in jeder Ecke spürbar.

      Die Altstadt bot mir einen letzten, intensiven Blick auf die Vielschichtigkeit dieser Stadt. Eine Zeitreise durch ihre Vergangenheit und Gegenwart, die mich mit einem Gefühl der Faszination und Erfüllung zurückließ.

      Der zauberhafte Abend in Riyadh entfaltete eine Atmosphäre voller Leben und Gemeinschaft. Auf den Marktplätzen sah man lachende Kinder, die spielerisch ihre Freude teilten. Es war ein Bild, das die Herzlichkeit der Stadt widerspiegelte.

      Besonders beeindruckend war die typische Szene, die sich abends in den Parks abspielte. Familien und Freunde kamen zusammen, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Es war erfrischend zu sehen, wie Menschen sich nicht in ihre eigenen Welten zurückzogen, sondern miteinander lebten. Der Park wurde zum Ort der Verbindung und des Austauschs, wo das Miteinanderleben im Mittelpunkt stand.

      Im Kontrast zu manch westlichen Gesellschaften, wo oft Individualismus vorherrscht, erlebte ich in Riyadh eine Kultur, die das Zusammensein zelebrierte. Es war ein Abend, der nicht nur von der Schönheit der Stadt, sondern vor allem von der herzlichen Gemeinschaft geprägt war. Es ließ mich über die Bedeutung von Zusammenhalt und zwischenmenschlichen Beziehungen nachdenken und fügte einen besonderen Glanz zu meinem letzten Abend in dieser faszinierenden Stadt hinzu.

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        Resümee: Riyadh - Eine Bedeutungsvolle Reise

        Diese Reise nach Riyadh war wirklich etwas Besonderes für uns als Familie. Es war der letzte gemeinsame Urlaub, den wir mit meinem Vater verbringen konnten, bevor er verstarb. Riyadh hat mir auf eindrucksvolle Weise vor Augen geführt, wie wichtig Zusammenhalt, Familie und Freundschaft sind.

        Diese Reise nach Riyadh war mehr als nur ein Abenteuer; es war eine Reise der Offenheit und der Anpassung. Besonders beeindruckend war der Moment, als meine Mutter, für sie völlig ungewohnt, die Burka in der Öffentlichkeit trug. Anfangs eine Herausforderung, wurde es im Laufe der Zeit zu einer Art kulturellem Dialog.

        In den engen Gassen von Riyadh wurde die Burka zu einem Teil ihrer Erkundung. In der Öffentlichkeit verhüllt, aber in unserer familiären Umgebung wieder "befreit", symbolisierte es eine Art kulturellen Tanz, den sie erstaunlich schnell erlernte.

        Die Akzeptanz und das Verständnis der Menschen vor Ort machten diesen Prozess umso bemerkenswerter. Riyadh lehrte uns nicht nur, wie man die Burka trägt, sondern auch, wie man die Kulturen und Traditionen der Menschen respektiert. 

        Riyadh erscheint mir als ein sehr freundliches Land, auch wenn ich mir bewusst bin, dass es sicherlich auch seine Schattenseiten hat. Trotz der begrenzten Zeit haben die Wärme der Menschen, die faszinierende Architektur und die Kontraste zwischen Tradition und Moderne tiefe Eindrücke hinterlassen.

        Ich würde Riyadh gerne noch einmal besuchen, wenn ich mehr Zeit habe. Diese Reise war nicht nur eine physische Entdeckung, sondern auch eine Reise zu den Werten der Familie und der Akzeptanz in einer Welt, die uns ständig mit neuen Perspektiven überrascht.