2025, Begegnungen, Erlebnis, Länder & Sitten

NAVIGATING THE UNKNOWN

Jessica RiedrichBegegnungen, 2025, Erlebnis, Länder & Sitten Leave a Comment

NAVIGATING THE UN­KNOWN
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17. Januar 2025

Fremdheit ist kein Hindernis, sondern eine einladung - eine chance, das unbekannte zu um­armen und die welt mit neuen augen zu sehen

 

 

Da war ich nun endlich. Nach jahrelangem Träumen von einem Besuch in Südkorea durfte ich nun dieses wunderschöne Land für die nächsten 4 Monate mein Zuhause nennen.

Ich hatte mich darauf eingestellt, mit neuen Kulturen, Sitten und vielleicht auch der einen oder anderen ungewohnten Situation konfrontiert zu werden. Doch was mich wirklich überrascht hat: Die “richtigen” Fremdheitserfahrungen habe ich weniger im Alltag in Seoul gemacht, sondern auf meinen Reisen durchs Land.

 

 

CHAOS IN BUSAN

Es war ein langer Tag. Frühmorgens starteten wir von der Seoul Station, fuhren mit dem Zug nach Daegu, erkundeten dort die Stadt und kamen spätabends in Busan an. Theresa, ihr Freund und ich waren erschöpft, aber voller Vorfreude auf ein bequemes Bett. Doch die Enttäuschung wartete schon auf uns. Als wir das Hotel erreichten, stellten wir fest, dass das ältere koreanische Ehepaar, dem das Hotel gehörte, unsere Buchung nicht im System hatte – trotz einer Buchungsbestätigung!

Mitten in den Feiertagen, wo viele Menschen einen Kurzurlaub in Busan machen, schien es unmöglich, kurzfristig eine Unterkunft zu finden. Unser Stresspegel war auf einem Höchststand, als wir mit gebrochenem Koreanisch (und einem Übersetzungs-App) versuchten, uns zu erklären. Zu unserer Überraschung reagierte das Ehepaar unglaublich hilfsbereit: Obwohl sie kein Englisch sprachen und uns zunächst nicht verstehen konnten, ließen sie uns schließlich doch eine Nacht bleiben. Sie gaben uns sogar zwei Zimmer und setzten alles daran, mit Hilfe ihres Sohns, der Englisch sprach, zu kommunizieren.

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      Der Abend verlief nicht gerade entspannt: Stundenlang hingen wir in der Hotline von Booking.com, auf der Suche nach einem neuen Hotel für die kommenden Nächte. Am nächsten Morgen lud uns die alte Dame zum Frühstück ein – eine herzliche Geste, die in dieser stressigen Situation wirklich gut tat. Nach dem Frühstück machten wir einen Spaziergang im nahegelegenen Wald, versuchten, die Natur zu genießen, während uns die Sorge plagte, den Trip abbrechen zu müssen. Dann endlich die erlösende Nachricht: Ein neues Hotel war verfügbar! Doch unsere Freude hielt nur kurz, denn kaum hatten wir gebucht, wurde uns das Zimmer direkt wieder weggeschnappt. Eine andere Person hat im gleichen Moment ebenfalls die Zimmer gebucht.

      Mit neuer Enttäuschung landeten wir im Stadtzentrum von Busan in einem Burgerladen. Dort kämpfte ich erneut über zehn Minuten mit einem Mitarbeiter der Hotline. Am Ende hatten wir Glück und fanden tatsächlich eine Unterkunft. Der Stress war zwar groß, aber die Hilfsbereitschaft des alten Ehepaares und die Entschlossenheit, die Situation gemeinsam zu lösen, bleiben mir in guter Erinnerung. Den restlichen Urlaub genossen wir dafür in vollen Zügen.

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      아침고요수목원 The Garden of Morningcalm
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      N Seoul Tower
       
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      연등회 Lantern festival celebrating Buddhas birthday

        Jeju island - die etwas anderen Karaoke räume

        Ein weiteres Highlight (oder vielleicht eher ein kurioser Tiefpunkt) war unser Ausflug nach Jeju Island. Meine Freunde und ich freuten uns darauf, nach einem leckeren Abendessen die typisch koreanische Karaoke-Kultur zu genießen, wie wir es aus Seoul gewohnt waren. Doch auf Jeju erwartete uns eine völlig andere Erfahrung.

        Wir besuchten mehrere 노래방 (Karaoke-Räume) und stellten verwirrt fest, dass viele dieser Studios als „Liebesräume“ beschriftet waren. Schon beim Betreten wirkten die Räume ungewöhnlich und die Besitzer schienen nicht gerade erfreut, uns reinzulassen. Es war ein unangenehmes Gefühl, das wir uns zunächst nicht erklären konnten.

        Zurück in unserer Unterkunft begannen wir, die Sache zu googeln, und erfuhren schließlich, dass viele dieser Räume auf Jeju Island tatsächlich für Dienstleistungen wie Stripperinnen oder intime Treffen genutzt werden. Ein echter Kulturschock, der uns völlig unvorbereitet traf! Was wir eigentlich als lustigen Karaoke-Abend geplant hatten, wurde so zu einer merkwürdigen, fast surrealen Erfahrung, die uns nachhaltig beeindruckte. Dafür haben wir wenigstens einiges zu erzählen von unserem Kurztrip.

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        Welcome to Jeju Island
        Navigating through Suwon
        Suwon Starfield library
         
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        Zeit mit Freunden

          Diese beiden Erfahrungen haben mir gezeigt, dass Fremdheitserfahrungen nicht immer negativ sein müssen. Sie können stressig, verwirrend und manchmal auch schockierend sein, aber sie eröffnen neue Perspektiven und hinterlassen wertvolle Erinnerungen. Das freundliche Ehepaar aus dem Hotel in Busan, hat mir gezeigt wie wichtig gegenseitige Hilfsbereitschaft ist - selbst wenn es Sprachbarrieren bestehen. Und die Jeju-Erfahrung hat mir gelehrt, dass kulturelle Unterschiede manchmal ganz anders sein können, als wir erwarten.

          Fremdheit bedeutet nicht nur das Ungewohnte, sondern auch, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich darauf einzulassen. Und genau das macht das Reisen – und vor allem ein Auslandssemester – so besonders.

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          Mein Flug zurück nach Deutschland :)

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