Die Reise ins Unbekannte
Es ist so weit. Das Abenteuer beginnt. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Meine Gedanken überströmten mich an diesem Tag. Ich wusste, dass ich meine Familie und Freunde stark vermissen werde, weshalb ich in dem ersten Moment sehr traurig war. Ich fragte mich durchgehend: „Habe ich die richtige Entscheidung getroffen? Was erwartet mich? Ist es okay, wenn ich für mehrere Monate von meiner Familie und meinen Freunden getrennt bin?“ Meine Emotionen füllten sich mit Traurigkeit und Unsicherheit. Doch dann kam ich in Schottland an, und alles änderte sich.
Die Ankunft
Meine Gefühlswelt füllte sich schnell mit Euphorie und Neugier. Nachdem ich den ersten Schritt aus dem Bahnhof machte, musste ich die vielen Sinneseindrücke auf mich wirken lassen. Ich erinnere mich daran, einen Mix aus großen Wolkenkratzern und gotischen Gebäuden zu sehen. In diesem Moment dachte ich mir, wie einzigartig diese Stadt ist. Ich sah eine große Menschenmasse, in der jeder mit sich selbst beschäftigt war. Für mich war das ein wenig ungewöhnlich, da ich aus einer kleinen, ruhigen Stadt komme. Überraschenderweise fühlte ich mich in dieser Umgebung sehr wohl.
Die Schattenseite Glasgows
Genauso wie alle anderen Großstädte, kann auch Glasgow unsicher und gefährlich sein. Nach nur wenigen Minuten meiner Ankunft sah ich die ersten Vermisstenplakate, was mich ein wenig beunruhigte. Ich kannte dieses Gefühl nicht, da ich in meiner Heimatstadt so etwas noch nie gesehen habe. Im Laufe des Abends passierte etwas, was mir starke Angst bereitete. Noch am selben Tag konnte ich die Erfahrung machen, nach meinem Einkauf von einer Person verfolgt zu werden. Draußen war es schon dunkel und demnach gefährlicher. In diesem Moment dachte ich mir: „Auf was hast du dich hier eingelassen? Wer war dieser Mann und was wollte er? Wird jeder Abend so gefährlich?“ Für einen kurzen Moment zweifelte ich an meinem Auslandsaufenthalt. Jedoch wollte ich mir diesen nicht zerstören lassen.
Eingelebt in Schottland
Nach den ersten paar Wochen gewöhnte ich mich an die neue Umgebung und entwickelte eine Tagesroutine – tagsüber die Vorlesungen besuchen, abends mit anderen Studenten ausgehen und an freien Tagen das Land bereisen.
Dabei habe ich Erfahrungen mit der schottischen Kultur gemacht, die ich aus Deutschland so nicht kannte. Neben den klassischen Traditionen lernte ich die offene und freundliche Art der Schotten kennen. Es kam oft dazu, dass ich in Smalltalks verwickelt war, welche ich sehr genoss. Dieses Gemeinschaftsgefühl war eine schöne Erfahrung, die mich sehr glücklich machte.
Um der schottischen Kultur noch näher zu treten, freuten wir uns auf eine ganz bestimmte Erfahrung…
“It’s Tea Time”
Eine Teekarte mit über fünfzehn verschiedenen Teesorten. Hört sich verrückt an, oder? Diese Auswahl hatte ich bei meiner „Afternoon Tea experience“ in einem der bekanntesten schottischen Tearooms – dem Willow Tearoom.
Der „Afternoon Tea“ ist eine bekannte britische Tradition, bei der man sich mit Freunden oder Familie versammelt, um zusammen Tee zu trinken. Dabei werden traditionelle britische Leckereien serviert, wie zum Beispiel Teesandwiches oder Scones mit Marmelade und Sahne.
Als ich die Speisekarte mit der Teeauswahl bekam, war ich zunächst sehr überfordert. Bestelle ich einen schwarzen oder einen grünen Tee? Wenn ich mich für den schwarzen entscheide, welche Sorte nehme ich dann von den 8 verschiedenen? Soll ich mich doch lieber für einen Kaffee entscheiden? In Deutschland kann man sich in einem Café nur zwischen 5 verschiedenen Teesorten entscheiden – sehr unkompliziert. Letztendlich entschied ich mich für einen klassischen schwarzen Tee. Während wir auf unser Essen und unseren Tee warteten, beobachtete ich die Menschen in diesem Tearoom. Ich sichtete zwei Schotten, welche stolz in ihrem Kilt saßen. Fast täglich sah ich mindestens einen Mann, der in seinem Schottenrock durch die Stadt spazierte. Diese Beobachtung war mir sehr fremd, da ich in meiner Heimatstadt selten – bis nie – jemanden in seiner Nationalkleidung gesehen habe.
In diesem Moment dachte ich mir: „Wow, so viele Stereotype auf einmal. Schottenröcke plus Teezeremonien. Hier bin ich – in Schottland.“
Fazit
Viele Dinge, die ich in Schottland beobachtete und erlebte, habe ich noch nie zuvor erlebt. Die Verbrechen, die Teezeremonien und das alltägliche Tragen der Nationalkleidung sind nur ein paar der vielen Erfahrungen.
Während meines Auslandssemesters befand ich mich auf einer emotionalen Reise aus Hochs und Tiefs.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich diese Zeit auf einer positiven Art und Weise prägte. Seitdem bin ich noch offener, enthusiastischer und selbstständiger als vorher.