2024, Erlebnis

Rotkäppchen – der Hund

Elisa EdelmannErlebnis, 2024 Leave a Comment

Rotkäppchen - der hund

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16. Januar 2024

Alles ist kalt. Kalt und weiß. Ich fühle wie das Holz des Schlittens sich in meine Rippen drückt. Vor uns bellen die Hunde und ich sehe gerade so über den Rand des Meter hohen Schnees, wie sich ein schwarzes Schneemobil nähert. Meine Zehen sind taub und die Kälte beißt mir in die Wangen, aber uns wurden strickte Anweisungen gegeben uns nicht zu bewegen, also bleibe ich weiterhin liegen.

Morgens in Finnland

Es dauert einen Moment, aber nach einigen Sekunden registriere ich Lachen. Ich drehe meinen Kopf leicht und grinse Eve an. Auch sie liegt im Schnee, ihre Arme und Beine sind um den Schlitten gewickelt im Versuch die Hunde davon abzuhalten ihn weiter zu ziehen. 

“He just wouldn’t stay on the path!” lacht sie und sie hat recht. Die Schuld warum wir auf einmal Kopf über im Meter tiefen Schnee Finnlands gelandet sind liegt einzig und allein bei einem der süßen Huskies die vor den Schlitten gespannt sind. 

“Little Red Riding Hood’s got nothing on him,” sage ich, und atme dabei fast eine Handvoll Schnee ein. Kurz darauf erreicht uns das Schneemobil des Farmers und er hilft uns den Schlitten, mit uns darin, wieder auf den gefestigten Pfad zu ziehen und weiter geht es durch die verschneite Landschaft.

Im Norden Finnlands, nahe der norwegischen Grenze, gibt es sogenannte Husky Farmen auf denen hunderte von Tieren aufgezogen und gepflegt werden. Sie können durch die Weiten der verschneiten Landschaft rennen und die Besitzer bieten Touren auf von den Hunden gezogenen Schlitten an. Während unseres Trips nach Lappland besuchten wir eine dieser Farmen. Es wurde uns gezeigt wie sie gehalten, gepflegt und an die Schlitten geschnallt werden. Dabei gibt es ein paar Regeln wie man sich verhalten muss: 

ein Hund schläft im Schnee
1. Ruhig bleiben
Wenn man nervös ist werden die Tiere nervös.
Hunde liegen im Schnee
2. Schlitten Regeln
Der Beifahrer des Schlittens muss seine Arme und Beine immer im Schlitten lassen und der Fahrer des Schlittens stehts auf das Tempo achten.
Hunde auf ihren Hütten
3. Egal was passiert, lass bloß nicht los.
Wenn die Hunde einmal rennen dann hören sie nicht mehr auf. Und wer sie verliert muss sie einfangen.

    Die Strecken die von den Hunden gerannt werden während sie einen Schlitten mit zwei Leuten ziehen sind Kilometer lang und schlängeln sich durch Wälder und eingeschneite Felder. Die Pfade sind in Mitten von dem tiefen Schnee das einzige auf dem man stehen kann ohne Hüfttief einzusinken und die Hunde kann man nur anhand Bremse des Schlittens kontrollieren.

    Diese funktioniert allerdings nur indem der Fahrer das eigene Gewicht darauf anwendet, die Spitzen graben sich in den Schnee und verlangsamen den Schlitten. Ein Problem, wenn Eve, meine Freundin und Fahrerin des Schlittens gerade mal 50 kg wiegt und einer der Hunde sehr gerne Rotkäppchen nachahmt. Nur wenn er vom Wege abkommt finden wir keine Blumen sondern nur kalten, nassen Schnee in unserer Kleidung. 

    Als wir wieder an der Farm ankommen, werden wir von unseren Freunden, die im Schlitten hinter uns gefahren sind, gutmütig ausgelacht. Unsere Führerin lädt uns ein in einer der Hütten von den -15°C aufzutauen und gibt uns einen der älteren Hunde um uns Gesellschaft zu leisten.

    Es ist gut, dass uns bei dem ganzen Abenteuer nicht die Zehen abgefroren sind, auch wenn es nicht das letzte Mal auf diesem Ausflug sein wird, dass wir im Tiefschnee festsitzen. Denn auch wenn die Polarlichter schön anzusehen sind, ist “Trust me I know a shortcut,” es nicht Wert sich um zwei Uhr morgens den Kältetod einzuholen. 

    Rotkäppchen der Hund war wenigstens süß als er uns vom Weg abgebracht hat, unseren Komilitonen hingegen haben wir für seinen “Shortcut” einfach im Schnee stecken gelassen.

    © Bild und Videomaterial von Elisa Edelmann 

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