2023, Erlebnis, Länder & Sitten

Taxi fahren muss gelernt sein

Fabienne Randig2023, Erlebnis, Länder & Sitten Leave a Comment

Taxi fahren muss gelernt sein

Bild: Profilbild
von Fabienne Randig
,
12. Februar 2023

Internationaler Flughafen Lima, es ist 21:30 Uhr. Ein blondes, weißes Mädchen ist gerade in der Hauptstadt Perus gelandet und steht nun allein auf dem Bürgersteig des Flughafens. Ein Taxifahrer in einem schwarzen Anzug spricht sie an. Der Anfang einer nervenaufreibenden Nacht.

Für ein komplettes Verständnis der Situation und der folgenden Geschehnissen, müssen wir einen Blick nach Deutschland werfen. Hier existiert die Auffassung, dass Touristen, denen die europäische Herkunft angesehen wird, häufig von Taxifahrern und Straßenhändlern abgezogen werden. Diese Ansicht ist weitläufig verbreitet, sodass jeder mindestens einmal in seinem Leben davon gehört hat.

Wir springen nun wieder zurück zu unserem weißen blonden Mädchen in Lima am Flughafen.
Denn dieses Mädchen…das war ich.

Nach einem stressigen Tag auf verschiedenen Flughäfen Lateinamerikas habe ich es aus dem Flughafengebäude Limas geschafft und bin nun auf der Suche nach einem Taxi. In Mexiko habe ich gelernt, dass Uber die einfachste und billigste Methode ist, von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Ohne Internet oder Wlan ist dies jedoch unmöglich. Ein Mann in einem schwarzen Anzug kommt auf mich zu und fragt, ob ein Taxi benötigt wird. Ohne groß darüber nachzudenken, gehe ich mit ihm mit. Innerlich akzeptiere ich bereits, übers Ohr gehauen zu werden.

Der Unterschied bei Taxis

Seriöse Taxis in Peru sollten eine Identifikations- oder Lizenzkarte gut sichtbar in der Windschutzscheibe liegen haben, andernfalls wird empfohlen sie zu meiden - AlemaPE-Tours

Die Taxifahrt

Wir erreichen sein Auto, er hilft mir mit dem Gepäck, lässt mich einsteigen und verschwindet wieder. So sitze ich da, unsicher, ob ich wieder aussteigen und gehen sollte oder doch lieber warte. Es dauert aber nicht lange, bis der Fahrer zurückkommt und wir losfahren.. Die Strecke ist nicht lang und wir fahren circa 5-10 Minuten. Dort angekommen, muss ich mein letztes peruanisches Bargeld opfern, um den Fahrer zu bezahlen, da es auf einmal doch nicht mehr geht, mit Karte zu bezahlen. So schnell kann man 100 Soles (25€) loswerden.

Good to Know

Die peruanische Währung ist der Sol. Ein Sol entspricht rund 0,25€. In Peru und anderen lateinamerikanischen Ländern wie Bolivien, sind Kreditkarten noch nicht überall als Zahlungsmittel anerkannt. Mit einer Visa- oder Mastercard kann jedoch ganz einfach Bargeld am Automaten abgehoben werden. Hierfür müssen hohe Gebühren eingeplant werden, weshalb es immer besser ist, einen hohen Betrag abzuheben, anstelle vieler kleiner.

...weiter gehts

Immerhin hat er mir die Koffer zur Tür getragen und gewartet, bis der Vermieter die Tür öffnet, damit ich nicht alleine im Dunkeln stehen muss. Meine persönlich größte Hürde für den Tag war geschafft. Es war bereits kurz vor Mitternacht, als es an meiner Tür klopfte. Ich wusste nicht, mit was ich gerechnet hatte, aber das, was danach kam, traf mich unvorbereitet. Mein Vermieter stand vor der Tür, sein Handy in der einen Hand, der Blick leicht besorgt auf mich gerichtet.
,,Der Taxifahrer hat eben angerufen, du hast deine Dokumente liegen lassen.”

Völlig ungläubig stehe ich vor ihm, begreife nicht, was hier eigentlich gerade passiert, renne zu meiner Tasche, um zu checken, ob wirklich nichts da ist. Und siehe da…er hat recht.

Der Vermieter ruft den Taxifahrer zurück. Dieser verlangt Geld für die Rückbringung der Dokumente, da er sich circa eine Stunde entfernt von meiner Wohnung befindet. Ohne groß überlegen zu müssen, stimme ich dem zu. Da ich zu dieser späten Stunde keine Möglichkeit habe, an neues Bargeld zu kommen, legt dies mein Vermieter für mich aus. Zusammen warten wir draußen auf die Ankunft des Taxifahrers. In der Zeit des Wartens, gibt er mir Tipps für Locations in Lima und Gerichte, die ich mindestens einmal probieren muss, solang ich hier bin.


…und dann kommt auch schon der Taxifahrer samt meiner Dokumenten angefahren.

Die Erkenntnis

Für mich war diese Nacht eine der nervenaufreibensten, die ich je erlebt habe. Dennoch bin ich rückblickend positiv überrascht worden.
Auch mir war die Aussage, dass Einheimische aus Lateinamerika andere Menschen mit ausländischer Herkunft abziehen, bekannt. Diese Nacht hat mir aber bewiesen, dass es nicht immer so ist und dass die Einheimischen freundliche und herzliche Menschen sind.

 

  • Der Taxifahrer hätte nicht anrufen müssen und hätte meine Dokumente samt innenliegendem Bargeld behalten können.
  • Er hätte auch nicht den ganzen Weg wieder zu meiner Wohnung fahren müssen.
  • Der Vermieter hätte mir das Geld nicht in Bar auslegen müssen oder über eine Stunde draußen mit mir warten müssen.

 

Es war ein Abend, den ich nicht so schnell vergessen werde, der mich aber dennoch positiv gestellt hat auf was noch kommen mag.

Credits Bilder:
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