2022, Begegnungen, Culture Clash, Erlebnis, Länder & Sitten

One Shot, two Shot 건배 (geonbae)

Deborah Fischer2022, Begegnungen, Culture Clash, Erlebnis, Länder & Sitten Leave a Comment

One Shot, two Shot 건배 (geonbae)

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27. Januar 2022
Ooooh man,
wie bin ich nur in diese Situation geraten? Eine Gruppe aus Koreanern, amerikanischen Soldaten und meine Freunde aus Lateinamerika stehen um mich herum, jubeln und feuern mich an. Giorgio filmt mit seinem Handy alles mit.
Warum lasse ich mich immer so leicht provozieren?
An diesem Abend, in Itaewon, ein Stadtteil Seouls, welcher bekannt ist für seine kosmopolitische Restaurant- und Ausgehszene mit koreanischen Grillrestaurants, gehobenen Bistros und einfachen Döner Buden, die von zahlreichen Nachtschwärmern aufgesucht werden. Hier, zwischen zwanglose Bierkneipen, Gay-Bars und Tanzclubs, stehe ich und exe zwei Flaschen Soju, NUR um zu beweisen, das Deutsche gute Trinker sind. Naja, und um 100. 000 koreanische Won, das sind umgerechnet 90 €. Also keine schlechte Ausbeute und einen Abend, den ich so nie vergessen werden, besonders auch deshalb, weil Giorgio einen Film aus den Vorkommnissen gemacht hat. Ein Moment für die Ewigkeit.
One Shot, two Shot 건배 (geonbae)
Und in diesem Sinne Willkommen zum ersten Teil der Serie „One Shot, two Shot 건배 (geonbae)“ in der ich über die Trinkkultur aus Korea, die ich erlebt habe, berichte. In diesem Teil soll es um 6 Gründe gehen, warum Koreaner überhaupt trinken.
1.Alkohol bringt Menschen näher
Nach ein paar Gläsern Soju wird selbst der schüchternste Mensch gesprächiger. Das ist wohl mit einer der häufigsten Gründe, die genannt werden wenn, man fragt, warum Koreaner so trinkfest sind. Ich habe sehr schnell festgestellt wenn ein neuer Freund mir vorschlägt, etwas trinken zu gehen, dann deshalb, weil er das Eis zwischen uns schneller brechen möchte. Und nicht nur das. Koreaner glauben, dass durch das gemeinsame Trinken von ein paar Gläsern, man eine engere Freundschaft zueinander aufbauen kann. Liebes-Bekundungen von betrunkenen Frauen auf der Clubtoilette, sind in Korea somit mehr Wert als die im Studentenclub in Mittweida.
2.Trinken gehört zur Arbeitskultur
In den meisten Unternehmen ist es üblich, von Zeit zu Zeit Geschäftsessen mit Kollegen zu haben. Für diese Arbeitsessen gibt es mehrere Gründe, der wichtigste ist der Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten. Daher ist eine Nichtteilnahme oft unerwünscht. Diesen Brauch durfte ich als Praktikantin kennenlernen und ich erinnere mich an kein Treffen, an dem es nicht Soju oder Bier gab. Wie es dabei am Tisch zuging, werde ich euch im nächsten Beitrag erzählen.
3.Südkoreas Trinkkultur hat eine lange Tradition
Seit der Erfindung des koreanischen Alkohols vor hunderten von Jahren haben die Koreaner die Angewohnheit, auf großen Festen zu trinken. Damals wie heute gehörte es zu Zeremonien. Als ich in Busan zu Besuch war, habe ich Frauen am Strand beobachtet. Sie tranken Soju und haben immer einen zweiten Becher gefüllt auf die Steine abgestellt. Mir wurde erklärt, dass dies Fischerfrauen sind, die ihre Männer auf See verloren haben. Dort am Strand zwischen den Felsen, gedenken sie ihren verstorbenen Ehemännern. Zu der Geschichte des Alkohols werdet ihr mehr im Teil über das National-Getränks Soju lesen.
4.Man sagt nicht Nein zu Älteren oder Höhergestellten
Wenn man von jemanden der älter ist, ein oder mehrere Gläser angeboten bekommt, ist es üblich, dass man als jüngere jedes Glas Soju als Zeichen des Respekts annehmen muss. Schon die Einladung zum Trinken ist als großes Kompliment zu werten. Dies erklärt auch, warum der Alkoholkonsum in Südkorea so hoch ist, denn gerade ältere Menschen trinken gerne, um den Tag ausklingen zu lassen. Man findet diese dann auf den unterschiedlichen Essenmärkten auf kleinen blauen Hockern sitzen. Vor ihnen zwei Flaschen und einen brodelnden Topf voll mit Kimchi Eintopf.
5.Alkohol ist recht einfach zu bekommen
Obwohl Korea die Ausweiskontrollen in Bars und Geschäften verschärft hat, ist Alkohol für jeden, der einen Ausweis besitzt und 18 Jahre alt ist, leicht zugänglich. Ich erinnere mich, dass wenn wir in eine Bar oder Club gegangen sind wurde immer gleich der Ausweis von uns verlangt. Da Alkohol in Clubs und Bars oft teurer ist, sind wir als Studenten für das Pregame immer in den nächstgelegenen Supermarkt gegangen. Denn dort findet man eine Flasche Soju für höchstens 1,11€. Darüber hinaus gibt es in Korea keinerlei Verkaufsvorschriften für den Verkauf harter Spirituosen. Das bedeutet, dass man zu jeder Tages- und Nachtzeit harte Spirituosen finden kann.
6.Keine Angst vor dem Kater am nächsten morgen
Das schlimmste bei so viel Alkohol ist der Kater am nächsten Morgen. Besonders wenn man mit den Kollegen trinken war und dann am nächsten Tag wieder fit bei der Arbeit sitzen sollte. Da stellt der Kater ein großes Problem dar. Korea hat sehr viele verschiedene Katerheilmittel entwickelt. Diese erstrecken sich von Getränken, die man vor dem ersten Glas Soju zu sich nimmt, über Grapefruiteis bis hin zu einer speziellen Suppe, die man am Morgen danach isst. Deshalb musste ich mir keine Sorgen darüber machen, am nächsten Morgen mit einem Brummschädel im Bett zu liegen.
Wie in Deutschland, so auch in Korea, ist die goldene Regel in Maßen zu trinken, trotzdem sollte jeder einmal in seinem Leben sich die Nacht mit Freunden und Einheimischen bei ein paar Flaschen Soju um die Ohren hauen und, wer weiß, am Ende ist man 90 € reicher.
Ich könnte noch so einige Geschichten erzählen. Das werde ich auch ….
Im zweiten Teil erfährst du, warum man die Flasche immer mit beiden Händen halten soll, wenn man einschenkt, und das Glas mit beiden Händen entgegennehmen.
Prost und 건배
(geonbae)!
Quellen: showcake – stock.adobe.com, VICE Asia – https://www.youtube.com/watch?v=mj56Z-8OGBw, Drew Binsky – https://www.youtube.com/watch?v=hhihtHK5fYw&t=227s, Deborah Fischer – German Soju Style.

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