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Marrakesch – Leben zwischen den Welten

Judith Mädler2022, Culture Clash, Erlebnis, Länder & Sitten Leave a Comment

Marrakesch – Leben zwischen den Welten

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31. Januar 2022

Das Magische Marrakesch


Leben im 5 Sterne Luxus

Ich sitze in einem der schicksten Hotels Marrakechs am Pool, es ist schon spät, es ist dunkel und ruhig, nicht mal mehr die Vögel zwitschern, nur das beruhigende Plätschern des Wassers vor mir. Trotz der untergegangenen Sonne zeigt das Thermometer noch 25 Grad. Es ist Februar, in meiner Heimat liegt zentimeterhoch Schnee und ich lasse meine Füße im Wasser baumeln. Ein Kellner kommt nett lächelnd vorbei und fragt, ob ich was trinken möchte.

Bei Yves Saint Laurent

Ich staune nicht schlecht, als ich vor dem wahrscheinlich farbenfrohsten Haus in ganz Marrakech stehe. Gesäumt von exotischen Pflanzen steht das blaue Haus majestätisch unter der Sonne Marokkos. Fast blind komme ich in den Garten, nachdem ich in UV geschützten Räumen die Werke des großen Yves Saint Laurent bewundern durfte. Ehrfürchtig stehe ich vor seiner Gedenksäule und bestaune die Schönheit dieses Ortes, die der Modeschöpfer hier geschaffen hat.
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    Auf den Spuren von Dior

    Es ist Mittag, die Sonne prallt auf den el-Badi-Palast nieder. Ich bin eine von wenigen Touristen, die über das weitläufige Gelände laufen. Hinter den Mauern des Palastes ist ein großes Durcheinander und hier ist es menschenleer und fast komplett still. Es scheinen sich nicht viele Leute für die Ruinen zu interessieren, ich aber bin hier, weil ich ein paar Monate zuvor online Bilder dieses Platzes gesehen habe, die mich damals schon verzaubert haben. Die neueste Dior Cruise Collection, die den steinernen Weg am Wasser entlanglief. Besonders imposant waren die großen Lagerfeuer, die sich im Wasser spiegelten. Das alles kreierte eine magische Atmosphäre, die ich auch tagsüber und in echt dort spüren konnte.
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      Marrakesch ist eine Stadt, in der die Gegensätze kaum größer sein könnten.


      Die Schnelllebigen Souks


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      In der Medina

      „Hey Princess, u wanna eat something?“ ist der einzige Satz, den ich durch den Lärm verstehen konnte. Inmitten von Menschenmassen, kommt ein Mann in einem falschen FC Bayern Trikot auf mich zu und will mich anwerben in seinem Restaurant etwas zu essen. Ich nehme ihn zuerst akustisch war, bevor ich ihn in dem knallroten Shirt sehe. Viel zu sehr bin ich damit beschäftigt den vorbeifahrenden Motorrädern, Taxis und Eselkarren auszuweichen, denn einen Bürgersteig gibt es nicht. Passanten und Vehikel teilen sich den Weg – absolutes Chaos. Aus jeder Ecke schreien die Verkäufer, im Hintergrund hört man noch die Gebete aus den Lautsprechern der Moschee, typisch Souk eben.

      Das Labyrinth

      Ein lautes Gegacker, gefolgt von einem dumpfen Schlag. Ich blicke auf und sehe wie vor meinen Augen Hühner geschlachtet werden. Auf offener Straße wird altmodisch mit Beil das nächste Mittagessen auf dem Tisch erlegt. Im Hintergrund der Rest der Familie, die in Käfigen auf ihr Ende warten. Nachdem ich jetzt schon einige Tage durch die Souks gelaufen bin, hatte ich mich nun endgültig in dem engen Labyrinth verirrt und bin an einer Stelle, an der ich eigentlich nie sein wollte. Den Gang beschleunigend will ich einfach nur noch raus aus der Gasse, weil links und rechts allerlei Vieh steht, was nur noch eingesperrt im Käfig auf sein Ende wartet.

      Ich habe mich an keinem Ort je so überfordert gefühlt wie in der Medina Marrakeschs.


      Die Grenzwertigen Gegensätze


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      Während ich in Marrakesch war, habe ich in einem der exklusiven Hotels in der Neustadt gewohnt. Diese befindet sich außerhalb der Stadtmauern. Modern, schick und auch (verhältnismäßig) teuer trifft es als Beschreibung der Neustadt ganz gut. Das Leben scheint leichter, wenn man bei 30 Grad am Pool des Savoy liegt, einen eisgekühlten Cosmopolitan schlürft und sich fühlt als wäre man ein Teil von Sex and the City 2.
      So schön wie der ganze Luxus aber auch war, habe ich mir trotzdem immer wieder gedacht, dass ich hier nicht hingehöre. Ich sitze beim Frühstück im selben Saal wie paar Monate zuvor die Fußballlegenden Crespo, Valderrama oder Rivaldo. Mit diesen Bildern vor Augen habe ich eigentlich immer wieder nur einen Gedanken:

      Was mache ich hier eigentlich?

      Es ist zwar schön von Pagen, Kellnern und Poolboys ständig umsorgt zu werden, trotzdem fühle ich mich als Normalsterbliche irgendwie komisch, steht mir der Luxus zu? Ist das nicht was für reiche Leute und Berühmtheiten?

      Während ich in Marrakesch war, habe ich in einem der exklusiven Hotels in der Neustadt gewohnt. Diese befindet sich außerhalb der Stadtmauern. Modern, schick und auch (verhältnismäßig) teuer trifft es als Beschreibung der Neustadt ganz gut. Das Leben scheint leichter, wenn man bei 30 Grad am Pool des Savoy liegt, einen eisgekühlten Cosmopolitan schlürft und sich fühlt als wäre man ein Teil von Sex and the City 2.

      Warum werde ich ständig angesprochen?

      Egal wie sehr ich versucht habe mich den lokalen Gepflogenheiten anzupassen, um nicht aufzufallen, es hat nie funktioniert. Die Taxis haben gehupt, die Verkäufer sind einem förmlich hinterhergerannt und die Menschen haben sofort auf den ersten Blick gesehen, dass ich eine Ausländerin sein muss. Die ersten Tage habe ich mich versucht mich mit meiner Kleidung anzupassen. Immer schwarz, maximal dunkelblau mit langen Ärmeln und Leggings, damit ich nicht so auffalle und raussteche – bei 30 Grad wohlgemerkt auch nicht immer die besten Entscheidungen – aber als ich gemerkt habe, dass das nichts gebracht hat, ich trotzdem immer angesprochen, angeschaut und verfolgt wurde habe ich es dann gelassen. Zeitweise kam Frust bei mir auf, weil ich permanent nur am „Nein“-Sagen war. Zum Ende der Reise hin habe ich mich dann damit abgefunden und auch nicht mehr versucht den Situationen zu entfliehen, auch wenn es mir immernoch unangenehm war.

      Ich habe mich so gefühlt, als würde ich keiner der beiden Welten angehören.

      Vor allem diese krassen Gegensätze von Luxus im Hotel und das komplette Gegenteil, sobald ich die Tür nach draußen durchschritten hatte.
      Ich habe immer versucht mich möglichst schnell anzupassen, einzublenden, nicht aufzufallen. Während das innerhalb des Hotels oder den touristischen Hotspots ganz gut funktioniert hat, war ich auf der Straße und in den Souks hoffnungslos überfordert. Ich war mehr damit beschäftigt erstmal zu verstehen was überhaupt passiert, als das ich mir Gedanken machen konnte wie man die Situation am besten händelt.
      Rückblickend war diese Überforderung aber gar nicht so schlecht, wahrscheinlich brauchte es diese ganzen Schocks, um meine eigene Anpassungsfähigkeit nachhaltig zu verbessern. Das kann man am besten Trainieren, indem man in solche Situationen geworfen wird. Die ganzen Einflüsse sind zwar zeitweise sehr viel und auch mit Stress verbunden gewesen, dennoch kann ich im Nachhinein sagen mehr positive Erfahrungen als negative gemacht zu haben.

      A visit to Marrakech was a great shock to me. This city taught me color.

      Yves Saint Laurent
      Marrakesch hat mich mehr geschockt, als das viele andere Orte, die ich schon besucht habe getan haben. Kein Istanbul, kein New York oder Los Angeles, kein Madrid, kein Budapest und kein London kommen an die Reise auch nur ansatzweise ran.

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