Freedom Beach Phuket

Asien ist nicht gleich Asien

Alina EbbeckeCulture Clash, 2024, Erlebnis 2 Comments

Asien ist nicht gleich Asien

Über ausbleibende und überraschende Kulturschocks 
Autorenbild
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16. Januar 2024

So weit weg wie Möglich

Vielfalt Asiens 

„Lass uns heute Abend mal wieder zum Asiaten gehen“ Jetzt mal Hand aufs Herz, wir alle haben diesen oder ähnlichen Satz schon einmal gesagt. Aber was meinen wir mit asiatischem Essen? Tikka Masala aus Indien, Sushi aus Japan oder gebratene Nudeln aus Vietnam? Asien ist ein kulturell so vielfältiger Kontinent wie sonst kein anderer. Reich an Geschichte und politisch oft gegensätzlich zu unseren modernen Demokratien aus dem Westen. Was gibt es also spannenderes, als das bevorstehende Auslandssemester in Asien zu absolvieren?

Thailand

Nach langen Überlegungen entschied ich mich für ein Semester in Thailand- das Land des Lächelns. 13 verschiedene Arten zu lächeln, aber auch den Stolz, nie von einer Kolonialmacht unterdrückt worden zu sein, prägen das Land und haben mich gereizt, dieses tropische Paradies zu erkunden. Ich wollte in ein Land, was so ganz anders ist als Deutschland. Anderes Essen, andere Schrift andere Kultur.

FREUDE AUF DAS FREMDE

Mit dieser Erwartungshaltung des völlig Fremden und der Vorfreude darauf habe ich mich auf den Weg gemacht. Mit 18 anderen Internationals aus hauptsächlich europäischen Ländern, aber auch aus Japan habe ich mich sofort gut verstanden und wir haben viele Ausflüge unternommen. In der Prince of Sonkla University in Phuket habe ich durch das Buddy Programm einige Thais kennengelernt, von denen mir eine ganz besonders ans Herz gewachsen ist: Wewe half mir bei allen Problemen rund um mein ausgeliehenes Moped - was in Deutschland keinen TÜV mehr bekommen hätte, soviel war sicher- aber auch mit allen kulturellen Feierlichkeiten, Essgewohnheiten und Professoren in der Uni.

 

Obwohl alles so neu für mich war, fühlte ich mich nie überfordert, hatte kein Heimweh oder Unwohlsein. Die 18 Austauschstudenten waren meine neue Familie auf Zeit, weshalb ich mich nie einsam fühlte. Wir fuhren zu den schönsten Stränden, zu eindrucksvollen buddhistischen Tempeln und aßen Insekten auf Nachtmärkten.

Hierarchien

In Thailand regeln der Rang und das Alter den Umgangston. Ich habe spannende Erfahrungen gemacht, die ich natürlich so nie in Deutschland erleben würde. Dennoch verspürte ich nie eine Form des Kulturschocks. Anders war es allerdings als ich von Thailand aus nach Malaysia geflogen bin.

Hierarchien in Thailand
Als Studentin einer hoch angesehenen Universität hatten sogar Polizisten Respekt vor mir. Unsere Professoren empfahlen uns bei Verkehrskontrollen zunächst unseren Studentenausweis zu zeigen, bevor man der Forderungen nach dem Vorzeigen des Führerscheins eingeht. Und tatsächlich: bevor wir unseren für Motorräder ungültigen B-Führerschein offenbaren mussten, winkten sie uns augenblicklich durch.

Kulturschock in Malaysia

Vorbereitung ist die halbe Miete

Über die Ferien in Thailand flog ich mit zwei Freundinnen nach Kuala Lumpur, die Hauptstadt Malaysias.

Da wir innerhalb dieser Sonklan-Ferien (Thai New Years) auch noch eine andere Reise in den Norden Thailands geplant hatten, blieb nicht viel Zeit für eine ordentliche Recherche über den südlichen Nachbarn. Malaysia sei etwas konservativer als Thailand, es ist mehrheitlich muslimisch und weniger touristisch geprägt. Allerdings ist die Hauptstadt Kuala Lumpur (KL) bekannt für ihr multikulturelles Zusammenleben, also machten wir uns weiter keine Gedanken und suchten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten heraus.

Wie es in Südostasien typisch ist, war es auch in Malaysia drückend heiß. Kurze lockere Kleidung bestimmten daher unser alltägliches Outfit.  Als wir in die Metro einstiegen, stand eine Frau auf, musterte uns von oben bis unten und setzte sich so weit weg wie möglich. Drei junge große Frauen, ist das so etwas Besonderes in einer Multi-Kulti-Hauptstadt? Oder sind es unsere knappen Shirts und Hosen?

Ramadan in Malaysia

Allgemein wirkte die Stadt leer, das erste Restaurant unserer Reise hatten wir für uns allein. Etwas skeptisch, aber zu hungrig, um weiterzusuchen, bestellten wir und bekamen die besten Falafeln serviert, die wir je gegessen hatten.

Weiter ging unsere Erkundungstour durch die Stadt bis wir abends auf dem Unabhängigkeitsplatz pausierten, da sich hier viele Familien und Freundesgruppe zusammensetzen. Das Gras war schön kühl und mit der untergehenden Sonne wurden die Temperaturen auch wieder erträglicher, das ergab schon Sinn. Doch erst um kurz nach 19 Uhr, als alle gleichzeitig zu essen begannen, kamen wir auf den Trichter, dass diesen Monat Ramadan war. Natürlich, deshalb war das Restaurant leer! Deshalb haben die Bewohner möglicherweise empfindlicher auf unsere kurze Kleidung reagiert.

 

Putra-Moschee in Malaysia
Besuch der Moschee

Kulturschock

Ab dem zweiten Tag versuchte ich mich so weit es ging bedeckt zu kleiden. So mussten wir drei uns den abschätzigen Blicken der Malays aussetzen, was ja unsere eigene Schuld war. Nichtsdestotrotz fühlten wir uns abends sehr unwohl, als wir durch die Straßen nachhause liefen.

Vergleich zu Thailand

Während Thailand für den teils fraglichen Sex-Tourismus, Ladyboys und knappe Kleidung bekannt ist, bildet Malaysia ein konservatives Gegengewicht dazu. Frauen kleiden sich bedeckt, viele tragen ein Kopftuch und man sieht weniger westliche Touristen auf den Straßen.

Note to self

Aus diesen 4 Tagen habe ich mitgenommen, dass ein Kulturschock durch folgende Determinante bestimmt wird: durch die innere Einstellung gegenüber einem neuen Land. In Thailand habe ich große Unterschiede zu Deutschland erwartet. Aber von Thailand nach Malaysia reisend, habe ich mich in den Stapfen westlicher Egozentren wiedergefunden, die der Meinung sind, Asien sei gleich Asien. Zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt.

Singapur

Mit dieser neuen Erkenntnis habe ich meine nächste Reise nach Singapur besser vorbereitet. Ich habe mich vorher informiert, welche kulturellen Eigenschaften typisch für Singapur sind, bevor ich meinen ersten Solo-Trip startete.

Die Schweiz von Asien

Das Hotel lag direkt am Ufer, an dem abends die unzähligen gemütlichen Lichter der Restaurants reflektiert wurden. Viele Paare saßen am Ufer und picknickten. Ich fühlte mich wie in einem Film, wie die Hauptfigur, die gerade Großes erreichte und nun Stolz auf seine Stärke und Unabhängigkeit war. Ich setze mich ans Ufer, links neben mir eine Freundesgruppe etwa in meinem Alter und rechts ein Filmteam, das gerade eine romantische Szene zwischen einem Pärchen aufnahm. Der Abend war perfekt, vielleicht auch gerade, weil ich mich vorher vor ein paar Herausforderungen gestellt sah, umso zufriedener spazierte ich nun am Ufer entlang.

Die nächsten Tage in Singapur waren sehr beeindruckend. Ich würde es als die Schweiz Asiens bezeichnen. Ein sehr reiches und modernes Land. Eigentlich ein Stadtstaat mit einer Größe von Hamburg. Aber die Straßen sind extrem sauber, die Hauswände mit Grünpflanzen gegen die Hitze bepflanzt und das Metrosystem perfekt ausgebaut. Die Preise sind deutlich höher als in Thailand, aber so auch der Lebensstandard. Man ist von Wolkenkratzern umzingelt, ohne eingeschüchtert zu werden.

Wieder einmal war ich beeindruckt von einer neuen Seite Asiens!

Seoul, Südkorea

Nach den Klausuren und dem Abschied von allen liebgewonnenen Menschen, flog ich noch mit meiner Freundin Lisa nach Südkorea, bevor es von da aus zurück nach Deutschland ging.

Abschied vom tropischen Süden

Nach viereinhalb Monaten im schwülen, tropischen Südostasien, verließ ich die Flughafenhalle in Südkorea und atmete das erste Mal wieder kühle, trockene Luft ein. Es mag banal klingen, aber ich fühlte eine mir vorher unbekannte Leichtigkeit, als diese frische Luft meine Lungen durchströmte.

Zum Vergleich: Als ich von meinem letzten Flug aus Singapur wieder in Thailand landete und den Flughafen verließ, beschlug meine Brille, da die Luftfeuchtigkeit so hoch ist!

Auf den SPuren des Koreakriegs

Auch Seoul und Südkorea haben sich ein weiteres Mal als eine vollkommen neue Welt entpuppt, die noch weniger mit Thailand gemein hat als Malaysia oder Singapur.

Südkorea ist ein sehr entwickeltes Land, auch sehr sauber und ordentlich. Weder das Essen noch die Architektur oder die Natur können mit dem aus Südostasien verglichen werden. Mit meiner einzigen langen Jeans und meinem einzigen Hoodie verbrachte ich hier eine Woche, besuchte meine Kommilitonen an der Hankuk University und besuchte die demilitarisierte Zone zu Nordkorea.

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Changgyeonggung Temple
Demilitarisierte Zone zu Nordkorea
Demilitarisierte Zone
Wa
War Memorial des Koreakriegs
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N Seoul Tower Ausblick

    ResÜmee

    Nach meinem eindrucksvollen Erlebnis an der Grenze zu Nordkorea und einem Gespräch mit einer geflüchteten Nordkoreanerin habe ich nun den Rückweg meiner wundervollen Zeit angetreten. Ich bin um jede einzelne Erfahrung dankbar, um jede Herausforderung Stolz, die ich bezwungen habe und froh, wenigstens einen Bruchteil der Vielfalt Asiens entdeckt haben zu dürfen.

    Ich habe gelernt: Asien ist nicht gleich Asien.

     

    Abschließende Impressionen

    Nai Thon Beach
    Nai Thon Beach
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    Hinter der Uni
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    Kathu, Phuket
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    Insekten auf Märkten
    Long Tail Boote
    Long Tail Boote
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    Mangrovenwälder in Phang Nga

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