Du hast die Zeit
Der lange Winter ist vorbei
Mein Sommer 2021 sollte ein besonderer werden und zwar gleich aus mehreren Gründen. Endlich wieder raus in die Welt nach einem dunklen Pandemie Winter, endlich wieder unter neue spannende Menschen und das Leben möglichst frei von den Sorgen des Alltags genießen. Mein Bulli stand also bereit, ich bestimmte eine Himmelsrichtung, in die es gehen sollte und zeichnete mir eine Route vor meinem inneren Auge. Anfang August ging es dann endlich auf die Straße, einfach mal drauflosfahren und alle Eindrücke aufsaugen, war der Kerngedanke. Kurz vor Abfahrt besuchte ich noch einen Bäcker bei mir um die Ecke, kaufte einen Café to Go und ein Brötchen auf die Hand. Ich spazierte damit in Richtung Auto und dachte nicht weiter über diese Situation nach. Das sollte sich jedoch bald ändern.
Die Reise geht los
Ich und mein Bulli fuhren nun also immer weiter Richtung Süden. Nach ein paar wunderschönen Tagen in der Natur, fernab von jeglicher Zivilisation, steuerte ich geradewegs auf Genua zu. Die Hafenstadt Norditaliens war mein erstes Ziel am Meer und zugleich die erste große Stadt, in der mir in einer ganz simplen Situation die Fremdheitserfahrung meines Jahres bereitet werden sollte.
Angekommen in Genua leitete mein Weg mich zuallererst in die größte Markthalle der Stadt, in der zu dieser Zeit ein überaus reges Treiben herrschte. Leicht überfordert aber fasziniert schlängelte ich mich durch enge Ladenstraßen vorbei an unzähligen Menschen und kaufte am Ende der Halle bei einer netten älteren Dame in einer Bäckerei die wahrscheinlich beste Focaccia meines Lebens. Sie fragte mich, ob ich sie hier essen wollte, woraufhin ich ihr antwortet das sie sie doch bitte einpacken soll da ich sie mitnehmen würde. Also eine Focaccia To Go! Ich ging weiter und erreichte kurz darauf die wunderschöne Altstadt Genuas, holte meine Tüte vom Bäcker hervor, begann zu essen und setzte weiter einen Fuß vor den anderen. Dabei beobachtete ich die Menschen und Begebenheiten um mich herum.
Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen und lachte lauthals los!
Die Erkenntnis
Mir fiel auf das ich weit und breit der Einzige war, der sein wirklich herrlich schmeckendes Essen im Gehen, fast schon gehetzt „genoss“! Alle um mich herum die gerade zu Mittag aßen, sich nur ein Croissant schmecken ließen oder einfach nur einen Café tranken, saßen selbst vor dem kleinsten Laden, wenn auch nur auf einer kleinen Bank. Sie saßen alle in bester Gesellschaft lachten, diskutierten und sie „genossen“ tatsächlich.
Die Tage und Wochen danach beobachtete ich dieses "Phänomen" überall auf meiner Reise. Egal ob in Spanien, Frankreich oder Italien, die Menschen nahmen sich die Zeit, um Speis und Trank gebührend und in Gesellschaft zu genießen.
Auch ich, aß danach kein einziges mal mehr im gehen. Ich adaptierte etwas aus einer anderen Kultur, da ich es auch für mein leben als wertvoll empfand. Mein Apell zum Ende dieser Geschichte lautet daher:
Nehmt euch die Zeit, setzt euch hin und wertschätzt was ihr esst und trinkt.
Nehmt euch die Zeit, setzt euch hin und wertschätzt was ihr esst und trinkt.